Bei unserer neunten Veranstaltung waren wir zu Gast bei der Concordia Versicherungsgruppe in Hannover.

Das Grußwort hielt:

I.E. Ritva Koukku-Ronde
Botschafterin der Republik Finnland in der Bundesrepublik Deutschland

Referenten und Diskussionsteilnehmer:

Dr. Ilkka Kunnamo
Editor-in-Chief,
Duodecim Medical Publ., Helsinki

Mika Torhola
CEO
Atostek Oy, Tampere

Markus Prestin

Abteilungsdirektor Krankenversicherung

Concordia Versicherungen, Hannover

Bericht

Nach der Begrüßung durch Herrn Dr. Heiner Feldhaus, Vorstandsvorsitzender der Concordia Versicherungs-Gesellschaft, als Gastgeber der Veranstaltung beschrieb Frau Botschafterin Ritva Koukku-Ronde in ihrem Grußwort die erfolgreiche Digitalisierung der finnischen Volkswirtschaft („Industrie 4.0“). Als Voraussetzung hierfür betonte sie die Offenheit und Wandlungsbereitschaft aller gesellschaftlichen Akteure. Nach ihrer Aussage stellt das Gesundheitswesen eines der wichtigsten Entwicklungsfelder für die Digitalisierung dar und bietet gleichzeitig eine gute Plattform für die Intensivierung der industriellen Partnerschaft zwischen Finnland und Deutschland.

Im ersten Impulsvortrag stellte Dr. Ilkka Kunnamo, Editor in Chief der Duodecim Medical Publ., sein Konzept der „Evidence-Based Medicine at the Point of Care  –  a Marriage of Data and Knowledge“ dar. Hierbei geht es im Kern um die Nutzung erfahrungsbasierter Erkenntnis aus einer Vielzahl digital erfasster Patientendaten für die individuelle Diagnose, Behandlung und Medikamentierung neuer Patienten. Dieser „Clinical Decision Support (CDS)“ erleichtert, beschleunigt und verbessert die medizinische Praxis und wird durch Guidelines der Duodecim, der wissenschaftlichen Gesellschaft der finnischen Ärzteschaft, unterstützt und gefestigt. Es ergeben sich daraus nicht nur Vorteile in der medizinisch optimalen Patientenbehandlung, sondern auch wesentliche Kosteneinsparungen für das medizinische Versorgungssystem insgesamt.

Mika Torhola, CEO der Atostek Oy, beschrieb anschließend den aufwendigen Prozess, diese Patientendaten in Finnland erstmals zu erfassen und für das ärztliche Support-System zugänglich zu machen. Die große Herausforderung bestand darin, zunächst aus den unterschiedlichen Systemen der 215 finnischen Counties (Landkreise) vorhandene medizinische Daten in ein einheitliches System zu überführen. Wegen deren unterschiedlicher Systemlogik musste eine Art „clearing“ oder „broker service“ etabliert werden, welche die Systemintegration ermöglichte. Der damit geschaffene gesamthafte Überblick werde nun die ärztlichen Behandlungsentscheidungen stark verbessern und beschleunigen.

Im dritten Impulsreferat beschrieb Markus Prestin, Abteilungsdirektor Krankenversicherung der Concordia Versicherung, die derzeitige Situation in Deutschland und deren Optimierungspotential. Nach seiner Einschätzung führt das sehr komplexe System in Deutschland zu Ineffizienzen im Gesundheitssystem. Ob die Digitalisierung, die bisher in Deutschland noch nicht angekommen sei, hier eine wirksame Abhilfe schaffen kann, müsse als offen angesehen werden.  Da das bestehende Gesundheitssystem (noch) recht gut funktioniere, fehle es wohl auch am notwendigen Handlungsdruck. Trotz fehlender Kostentransparenz bestehe aus Angst vor höheren Kosten der Digitalisierung und wegen Bedenken des Datenschutzes derzeit keine einheitliche Digitalisierungsstrategie im Gesundheitswesen. Die PKV dürfte auf diesem Gebiet noch am erfolgversprechendsten agieren: bis 2018 solle eine „elektronische Patientenakte“ erstellt werden. Als ein konkretes Beispiel für realisierte digitale Projekte nannte Herr Prestin die von Concordia angebotene Online-Beratung für Patienten.

An die Impulsvorträge schloss sich eine lebhafte Diskussion im Panel und dem Publikum an, die vom Vorsitzenden des Skandinavischen Wirtschaftsvereins, Dr. Carl Fredin, moderiert wurde.

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